Um die Figur Magdalenas zu erfassen, muss man sich auch ihre Vorgeschichte mit Albert vor Augen halten. Was hat diese Ehe aus ihr gemacht?
Tatjana Alexander: Es ist klar, dass sie mit Albert eine sehr schwierige Vergangenheit hatte, auch weil beide sehr verschieden sind. Sie ist eher eine Künstlerin, Albert jemand, der Macht ausübt. Was Magdalena kennzeichnet, ist ein Fremdsein, auch in ihrem Alltag strahlt sie etwas Fremdes aus.
Ist die Kunst der Bereich, wo ihre Seele die Ruhe findet, die sie braucht?
Tatjana Alexander: Ja, auf alle Fälle. Das ist der Bereich, wo sie sich wohl und sicher fühlt und in sich gehen kann. Ich glaube, dass die Begegnung mit Sava für sie sehr heilsam ist. Sava ist jemand, den sie in der Kirche, an „ihrem Ort“, kennenlernt und der sie in Ruhe lässt. Die ruhende Verbindung zwischen den beiden ist etwas sehr Schönes.
Es wird aber dennoch eine destruktive Kraft in ihr wach, sei es als sie Albert absichtlich verletzt, sei es, als sie Savas Pass verbrennt.
Tatjana Alexander: Diese beiden Sachen würde ich unterscheiden. Der Moment, wo sie Albert, das Wasser übergießt, ist für mich etwas wie die sprachlose Bitte um die Auflösung einer Schuld. Mit der Selbstverständlichkeit, mit der Sava für sie da ist, ändert sich der Blickwinkel auf die seltsame Beziehung, die immer noch zu Albert besteht. In ihrer Verliebtheit zu Sava erkennt sie, dass es an der Zeit ist, einen Schritt zu setzen. Ich habe das als etwas Befreiendes wahrgenommen.
Der Name Magdalena ist mit einer Symbolik behaftet, sie setzt sich ausschließlich mit sakraler Kunst auseinander, welche Rolle spielt die Religion in ihrem Leben?
Tatjana Alexander: Ich glaube, dass sie einer Ordnung folgt. Ich weiß nicht, ob man das als religiös bezeichnen kann. Ich glaube, sie hat auch etwas sehr Freies und macht sich nicht viele Gedanken über die anderen. Das hat auch etwas mit ihrem Fremd-Sein zu tun. Für mich machte es auch einen Teil von Magdalenas Erotik aus, dass sie mit dem, was sie gerade tut, sehr verbunden ist und dabeieine Verbundenheit zu einer Ordnung hat.
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?
Tatjana Alexander: Das war ganz toll, ich habe einer Restauratorin in einer Kirche zugesehen, was und wie etwas gemacht wird. Manchmal übernahm ich dann kleinere Aufgaben. Dann gab es einen Priester und Ikonenmaler. Er hat mir gezeigt, wie man eine Ikone zu malen beginnt und ich saß dann zu Hause und habe diese Gesten geübt, damit ich beim Dreh so ganz lässig mit meinen Strichen ansetzen konnte.
Es ist eine Rolle, wo vieles von dem, was sich in Magdalenas Innerem abspielt, durch Blicke oder Schweigen, weniger über Dialog zum Ausdruck kommt. Was gefiel Ihnen an der Rolle?
Tatjana Alexander: Eine Rolle, die sich über innere Prozesse erzählt, ist immer ein Geschenk für einen Schauspieler. Es war eine schöne Herausforderung und ich hatte zu Magdalena gleich einen guten Zugang. Sie war eine Frau, die mich interessierte und auf die ich mich freudvoll eingelassen habe. Sie strahlt in ihrem Fremd-Sein oft eine Kühle und Unnahbarkeit aus. In anderen Momenten ist sie ganz offen, da trägt sie ihr Herz ganz vorne und wird plötzlich so warm. Diese Wechsel fand ich sehr schön. Außerdem ist sie eine Frau, die kraftvoll in der Normalität des Alltags ruht, wobei diese Normalität nie etwas Banales bekommt. Sie ist immer hingebungsvoll mit dem Moment verbunden. Ihr Dasein ist ein leidenschaftliches Dasein.